Bandscheibenvorfall: Wird er immer gleich behandelt?


Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zum Austreten von Bandscheibengewebe. Dieses kann dann auf das Rückenmark selbst oder einen Spinalnerv drücken – ein möglicher Grund für Schmerzen am Rücken oder Lähmungserscheinungen. Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule betroffen.1

Nicht jeder Bandscheibenvorfall wird auf dieselbe Art und Weise therapiert. Für welche Maßnahmen sich der behandelnde Arzt entscheidet, ist dabei von den Symptomen, die bei Betroffenen in Erscheinung treten, abhängig. Eine geeignete Anlaufstelle beim Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall ist der Hausarzt. Dieser kann eine Diagnose stellen und Sie bei Bedarf an einen Neurologen (Experte in Sachen Erkrankungen des Nervensystems) überweisen.

Gut zu wissen

In den meisten Fällen ist bei einem Bandscheibenvorfall eine konservative Therapie möglich.2 Besonders trifft das auf Patienten zu, die keine Beschwerden haben beziehungsweise nur leichte Schmerzen verspüren. Sind die Leiden jedoch stärker oder ist es gar zu einer Lähmung gekommen, kann auch eine Operation nötig sein.

Konservative Therapie bei einem Bandscheibenvorfall


Eine konservative Behandlung bedeutet, dass es zu keinem operativen Eingriff kommt. Klassischerweise verbirgt sich hinter dem Begriff „konservative Therapie“ eine der folgenden Möglichkeiten:

Ziel der Therapie ist es, dass der Druck nachlässt, der aufgrund eines Bandscheibenvorfalls auf einen Spinalnerv einwirkt. Denn dieser ist verantwortlich für Schmerzen sowie eventuelle Folgeschäden (etwa die dauerhafte Zerstörung eines Nervs). In der Regel lassen bei einer geringeren Druckbelastung – durch eine Behandlung oder manchmal von allein, wenn sich die beschädigte Bandscheibe verkleinert – Beschwerden wie Rückenschmerzen oder leichtes Kribbeln in den Beinen wieder nach.

So bewirkt die Bettruhe mitunter, dass zum Beispiel eine beschädigte Bandscheibe an der Lendenwirbelsäule weniger belastet ist, als es beim Stehen der Fall wäre. Bettruhe bessert die Beschwerden meist jedoch nur vorübergehend – so lange wie der Patient liegt.3

Darstellung der Belastung von Bandscheiben zur Vorbeugung eines Bandscheibenvorfalls.

Aha!

Es ist möglich, dass sich ein Bandscheibenvorfall selbstständig zurückbildet. Genau genommen kommt es dabei dazu, dass die zerstörte Bandscheibe im Rücken schrumpft. Dies dauert für gewöhnlich jedoch Wochen bis Monate.4 Das Kleinerwerden der Bandscheibe bewirkt eine Druckentlastung für den betroffenen Rückenmarks- beziehungsweise Nervenabschnitt.

Welche Medikamente kommen bei einem Bandscheibenvorfall zum Einsatz?


Um etwas gegen die Schmerzen bei Problemen mit der Bandscheibe zu tun, können Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Oftmals helfen sogenannte Antiphlogistika. Dabei handelt es sich um Medikamente, welche

  • schmerzlindernd,
  • abschwellend sowie
  • entzündungshemmend sind.2

Bekannte Wirkstoffe in Antiphlogistika sind zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac.

Zu den weiteren Medikamenten, die Patienten mit Beschwerden an einer Bandscheibe erhalten, zählen etwa:

  • COX-2-Hemmer: Diese Präparate hemmen unter anderem das Enzym Cyclooxygenase-2. Es kommt dadurch zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
  • Corticosteroide: Es handelt sich dabei um bestimmte Hormone. Oftmals nehmen Bandscheibenvorfall-Patienten Corticosteroide beispielsweise zur Verhinderung von entzündlichen Vorgängen am eingeengten Nerv ein.
  • Muskelrelaxantien: Mit einem Bandscheibenvorfall können starke Muskelverspannungen – etwa auf Höhe der Lendenwirbelsäule – einhergehen. Muskelrelaxantien, also Medikamente, die muskelentspannende Eigenschaften besitzen, sind hiergegen ein mögliches Mittel.
  • Antidepressiva: Auf diese Arzneimittel wird manchmal zurückgegriffen, wenn die Schmerzen eines Patienten mit Bandscheibenproblemen besonders stark sind. Antidepressiva wirken eigentlich gegen Depressionen. Sie sind jedoch in der Lage, die Schmerzgrenze eines Betroffenen anzuheben, indem sie unter anderem die Weiterleitung von Schmerzreizen eindämmen. In diesem Fall dienen sie also als Schmerzmittel.
  • Opiate: Sie kommen bei einem Bandscheibenvorfall nur dann zur Anwendung, wenn der Schmerz chronisch geworden ist und damit kaum noch nachlässt. Opiate sind vor allem als starke Schmerzmittel bekannt. Des Weiteren haben sie auf die Psyche wirkende Eigenschaften – sie beruhigen und dämpfen.2

Die Mehrheit der genannten Medikamente ist verschreibungspflichtig. Darüber hinaus sollten Sie wissen, dass eine medikamentöse Schmerztherapie nur unter der Aufsicht eines Mediziners anzuraten ist. Denn bei vielen Arzneien – gerade bei den sehr starken wie Opiate – sind Nebenwirkungen denkbar. Zu diesen zählen Abhängigkeit, Übelkeit oder Müdigkeit. Sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt darüber, ob Sie nach der Einnahme eines Medikamentes noch Autofahren können.3

Und ab wann sind Spritzen bei einem Bandscheibenvorfall sinnvoll? In der Regel greifen Mediziner auf sie zurück, wenn die üblichen Arzneimittel keine Wirkung gegen den Schmerz zeigen.2 In diesem Fall ist es dem Experten möglich, dem Patienten eine Mischung aus Betäubungsmitteln sowie Entzündungshemmern direkt an die betroffene Nervenwurzel zu spritzen – also dem Ort der Schmerzentstehung. Fachmänner nennen dieses Verfahren peridurale Infiltration (PDI).

Bandscheibenvorfall: Wie lange muss ich Medikamente einnehmen?

Eine generelle Aussage lässt sich hier nicht treffen. Bei jedem Betroffenen sieht die Lage nach einem Bandscheibenvorfall etwas anders aus. So hat der eine beispielsweise stärkere Beschwerden als der andere. Generell sollten Schmerzmittel jedoch nicht länger eingenommen werden, als wirklich nötig. Denn sie sind unter anderem dafür bekannt, dass sie mit der Zeit an Effektivität einbüßen.

Ob Sie ein Medikament nun Tage oder Wochen einnehmen sollten, erläutert Ihnen Ihr behandelnder Arzt. Dieser wägt dabei immer ab, ob und wie lange ein Medikament für Sie einen Nutzen hat.

Physikalische Maßnahmen bei einem Bandscheibenvorfall


Physikalische Anwendungen, die bei Beschwerden aufgrund eines Bandscheibenvorfalls zur Anwendung kommen, sind unter anderem diese:

  • Wärmetherapie: Wärme regt den Stoffwechsel und die Durchblutung an. Damit ist sie eine Wohltat für den schmerzenden Rücken. Wird einem Patienten etwas Warmes, wie beispielsweise Sand oder Fango (ein spezieller Schlamm voller Mineralien vulkanischen Ursprungs) auf den Rücken aufgetragen, lösen sich Muskelverspannungen. Häufig sind diese die Folge von Schonhaltungen, die Betroffene aufgrund der Schmerzen einnehmen.
  • Ultraschall: Die Therapie zielt darauf ab, die Muskelspannung beziehungsweise daraus resultierende Verspannungsschmerzen zu lindern. Des Weiteren kann sie die Durchblutung fördern. Erzeugt wird die wohltuende Wärme durch Schallwellen in einem hohen Frequenzbereich.
  • Massage: Auch sie soll bewirken, dass sich die Muskeln lockern. Gekonnte Griffe regen häufig die Durchblutung an und lindern Schmerzen. Im Falle einer beschädigten Bandscheibe beziehungsweise bei einem vorhandenen Rückenleiden, sollten sich Patienten von einem erfahrenen Physiotherapeuten massieren lassen. Dadurch können weitere Schädigungen besser vermieden werden.
  • Elektrotherapie: Sie ist eine weitere Methode, um eine schmerzlindernde Muskelstimulierung hervorzurufen. Über Elektroden, die ein Physiotherapeut auf der Haut anbringt, gelangen kontrollierte Stromimpulse in den Körper. Diese können zur Muskellockerung beitragen.
  • Manuelle Therapie: Es handelt sich dabei um eine spezielle Mobilisation des Körpers. Bei einem Bandscheibenvorfall bewegt ein Physiotherapeut dabei zum Beispiel die ganze Wirbelsäule, einzelne Gelenke, Muskulatur oder das Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) – mit dem Ziel einer Druckentlastung. Weil die Therapie theoretisch zu Wirbelsäulenschädigungen führen kann, ist die Behandlung durch medizinisch geschultes Fachpersonal anzuraten. Zu diesem zählen beispielsweise Ärzte oder Physiotherapeuten.
  • Hydrotherapie: Darunter verstehen Experten Anwendungen, die sich Wasser zu Nutze machen, um Beschwerden wie Rückenschmerzen zu lindern. Das Ziel einer Hydrotherapie bei einem Bandscheibenvorfall ist meist die Lösung einer Muskelspannung. In der Ausführung ist diese Behandlungsform sehr vielfältig. Es können Wickel, Bäder, Waschungen oder auch Güsse zum Einsatz kommen. Zur Lockerung einer verspannten Muskulatur empfiehlt sich der Gebrauch von warmem Wasser.

Zudem ist meist auch generell Bewegung eine geeignete Maßnahme bei einem Bandscheibenvorfall. Natürlich immer nur solange sie keine zusätzlichen Beschwerden verursacht oder vorhandene verstärkt. Schwimmen oder Spazierengehen sind zwei Beispiele, die sich im Sinne der Therapie eignen können. Jedoch ist es ratsam, vorher immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten. Im Folgenden Video können Sie Übungen gegen Bandscheibenprobleme in der Lendenwirbelsäule sehen, die sich Zuhause durchführen lassen:

Alternative Methoden zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls


Zu den bewährten Möglichkeiten gehören unter anderem die folgenden:

  • Akupunktur: Bei manchen Patienten können Schmerzen durch Akupunktur gelindert werden. Das Einstechen von speziellen Akupunkturnadeln in bestimmte Hautpunkte bewirkt die Aktivierung von schnellen Nervenfasern. Die sogenannten A-delta Fasern sorgen dann für die Ausschüttung schmerzlindernder Substanzen wie Endorphin.5 Die genaue Wirkungsweise der Akupunktur ist jedoch noch nicht vollständig erforscht. Ein Grund dafür, weshalb es mehrere Theorien darüber gibt.
  • Akupressur: Auch die Akupressur arbeitet mit der Stimulierung bestimmter Reizpunkte. Anders als bei der Akupunktur werden diese jedoch über Druck von außen aktiviert, und nicht über Nadeln. So gibt es für den Rücken beispielsweise Akupressurmatten mit speziellen Spitzen aus Plastik, die Reize über die Haut setzen. Diese führen mitunter zur Anregung von körpereigenen Selbstheilungskräften gegen Schmerzen.
  • Osteopathie: Die Osteopathie zielt darauf ab, Blockaden und Funktionsstörungen im Organismus, die beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall entstehen, zu erkennen und zu lösen. Dafür verwendet der Osteopath die Hände. Mithilfe dieser Therapie soll der Körper wieder zu seiner Gesundheit zurückfinden können.
  • Homöopathie: Neben den klassischen Schmerzmitteln haben Betroffene die Möglichkeit, auf homöopathische Medikamente gegen Nervenschmerzen zu setzen. Diese Präparate enthalten in der Regel natürliche Wirkstoffe wie etwa Indianisches Wurmkraut oder Arnika.
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Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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