Wie läuft nun also eine Bandscheibenvorfall-OP ab? Und wann ist sie nötig?

Das passiert bei einer Bandscheibenvorfall-OP


Die 23 Bandscheiben liegen zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule. Im Körper wirken sie wie Stoßdämpfer: Wenn die Wirbelsäule hohem Druck oder Stößen ausgesetzt ist, sorgen sie für einen Druckausgleich und schränken die Bewegungsfreiheit des Rückens ein – denn oberste Priorität hat der Schutz des Rückenmarks.

Wird die Belastung zu groß, kommt es zum Bandscheibenvorfall: Die Bandscheibe platzt und Teile ihres Gallertkerns treten aus. Drücken sie auf Rückenmark oder umliegende Nerven, entstehen die typischen Beschwerden.

Bei der Operation nach einem Bandscheibenvorfall geht es darum, den entstandenen Schaden wieder rückgängig zu machen. Dem Arzt stehen dabei verschiedene Techniken zur Verfügung:

  • Mikrochirurgische Diskektomie mit Mikroskop und speziellen, kleinen Instrumenten (am häufigsten angewendet; Komplikationen selten)
  • Endoskopische Diskektomie per Endoskop (Instrument mit Kamera und Beleuchtung) und speziellem Operationsbesteck (nicht immer anwendbar); minimal invasiv (Operation mit kleinstmöglicher Verletzung des umliegenden Gewebes)
  • Offene Diskektomie bei größerer Wunde und mit normalen Instrumenten (nur selten angewendet; höheres Risiko von Komplikationen)

Jede dieser drei Methoden dient dazu, den ausgetretenen Teil oder sogar die komplette Bandscheibe zu entfernen. Das nimmt den Druck vom Rückenmark oder dem betroffenen Nerv und führt in der Regel zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden. In einigen Fällen wird die entnommene Bandscheibe anschließend durch ein Implantat oder eine Metallschraube ersetzt.

Bandscheibenvorfall-OP – ja oder nein?


Ob eine Bandscheibenvorfall OP tatsächlich sein muss, entscheidet der Arzt nicht allein. Neben gesundheitlichen Vor- oder Nachteilen zählt vor allem die Meinung des Patienten – dabei muss zwischen Nutzen und Risiko genau abgewogen werden.

Dazu kommt: In bis zu 90 Prozent der Fälle bessert sich die Symptomatik durch eine nicht-operative Behandlungsmethode wie beispielsweise Krankengymnastik oder das Spritzen von Medikamenten.

Es überrascht kaum, dass die Operation nach einem Bandscheibenvorfall mit bestimmten Gefahren verbunden ist – schließlich muss sie in nächster Nähe zum Rückenmark und wichtigen Nerven erfolgen. Zu den Risiken zählen unter anderem:

  • Schädigungen von Nerven
  • Empfindungsstörungen
  • Lähmungserscheinungen
  • Störungen der Kontrolle von Blase und Darm
  • Störungen der Sexualität, zum Beispiel Erektionsstörungen
  • erneuter Bandscheibenvorfall im selben Bereich

Um den Patienten keinem unnötigen Risiko auszusetzen, wird der Arzt die Notwendigkeit einer Operation genau prüfen. Bildgebende Verfahren wie die Kernspintomografie stellen dabei einen entscheidenden Vorteil dar: So kann der behandelnde Arzt das Ausmaß des Bandscheibenvorfalls genau erkennen.

Einige Beschwerden lassen Arzt und Patienten allerdings kaum eine Wahl – bei zunehmenden, neurologischen Störungen ist eine Bandscheibenvorfall OP unbedingt nötig. Sie zeigen sich beispielsweise durch stärker werdende Lähmungserscheinungen oder eine plötzlich auftretende Inkontinenz.

Was ist bei einer Bandscheibenvorfall-OP zu beachten?


Sollte es tatsächlich zur Operation kommen, müssen Sie sich bewusst sein, dass sie danach nicht sofort wieder vollkommen fit sein werden. Eine OP unter Narkose stellt immer eine Belastung dar, von der sich der Körper erst erholen muss – ganz besonders, wenn der Rücken betroffen ist. Achten Sie die folgenden Tage darauf, sich und Ihre Wirbelsäule ausreichend zu schonen.

Bis zu drei Monate nach der Bandscheibenvorfall-OP sollten Sie außerdem keine schweren Gegenstände hochheben. Ihr Physiotherapeut wird Ihnen passende Übungen zeigen, um den Rücken allmählich wieder zu stärken und seine Beweglichkeit zu erhalten. In einigen Fällen wird nach der Bandscheibenvorfall-OP zudem eine Reha oder Anschlussheilbehandlung nötig.

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Jenni Graf Könnte Jenni Graf Blut sehen, wäre sie Ärztin geworden – da das aber leider nicht der Fall ist, hat sie sich für den deutlich unblutigeren Beruf der Medizinredakteurin entschieden. Nach ihrem Medizinjournalismus-Studium war sie von 2016 bis 2020 Teil von kanyo®. Jenni Graf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren