Grundlagen: Was ist Akupunktur?


Akupunktur beschreibt ein alternativmedizinischen therapeutisches Verfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), bei dem feine, sterile Nadeln an bestimmten Stellen des Körpers in die obersten Hautschichten eingebracht werden. Diese Akupunktur-Punkte sollen auf  sogenannten Leitbahnen des Qi (Lebensenergie des Körpers) liegen — im allgemeinen Sprachgebrauch häufig auch als Meridiane bezeichnet — und Körperfunktionen steuern oder beeinflussen können. So befinden sich beispielsweise am Ohr Akupunkturpunkte für die Lendenwirbelsäule (LWS) oder den Ischiasnerv und am Schädel mehrere Punkte für die generelle Schmerzleitung (beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall). 

Grundsätzlich gehen Vertreter der traditionellen chinesischen Medizin davon aus, dass ein gestörter Energiefluss im Körper zu Krankheiten und Beschwerden führt. Durch das Einwirken auf die Energiebahnen, beispielsweise durch Einstiche oder manuellen Druck (wie bei der Akupressur), sollen jene Störungen behoben und der Energiefluss wieder in ein Gleichgewicht gebracht werden. 

Wie läuft eine Akupunktursitzung ab?


Üblicherweise beginnt eine Akupunktur-Therapie mit einem ersten Anamnese-Gespräch zur Krankheitsgeschichte, in dem die individuellen Beschwerden und Symptome abklärt werden. Auf dieser Basis — und vor dem Hintergrund der chinesischen Medizin — erstellt der Therapeut ein ganzheitliches Behandlungskonzept, welches auf die persönlichen Bedürfnisse des Betroffenen abzielt. Hierbei wählt er zudem die Akupunktur-Punkte, die für die jeweilige Behandlung infrage kommen. 

Die eigentliche Akupunktursitzung verläuft dann üblicherweise wie folgt: 

  • der Patient entkleidet die zu behandelnde Körperregion und legt sich auf eine Liege 
  • der Therapeut setzt die Nadeln in die entsprechenden Akupunktur-Punkte am Körper 
  • in der Regel verbleiben die Nadeln für mehrere Minuten in der Haut 
  • in dieser Zeit kann sich der Patient entspannen 
  • im Anschluss entfernt der Therapeut die Nadeln wieder 
  • idealerweise folgt zum Abschluss eine kurze Ruhephase 

Nach der Behandlung können Betroffene regulär ihrem Alltag nachgehen. Von besonders intensiven oder anstrengenden Aufgaben raten einige Therapeuten jedoch ab. 

Ist eine Akupunktur schmerzhaft?

Wirklich schmerzhaft ist eine Akupunktur-Behandlung nicht. Zwar spüren Patienten kurz einen sanften Einstich — da die Nadeln jedoch nicht sehr tief in der Haut sitzen, hält der Schmerz nicht lange an. In vielen Fällen entsteht an den Einstichstellen eher ein leichtes Ziehen, Kribbeln oder ein Wärmegefühl.

Akupunktur: Mögliche Risiken und Nebenwirkungen


Solange die Akupunktur von einem erfahrenen und geprüften Therapeuten durchgeführt wird, ist die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen sehr gering. Von oberster Wichtigkeit ist, dass die verwendeten Akupunktur-Nadeln steril sind, damit möglichst keine Keime über die Einstichstelle in den Körper gelangen. Auf diese Weise kann das Risiko für Infektionen minimiert werden. 

Treten doch Nebenwirkungen auf, äußern sich diese meist durch folgende Beschwerden: 

  • leichte Blutungen 
  • kleine Blutergüsse 
  • Schmerzen am Einstich 
  • Hautrötungen 
  • Müdigkeit 

Diese sind in der Regel jedoch vorrübergehende Erscheinungen, die keiner weiteren ärztlichen Behandlung erfordern. Nur in sehr seltenen Fällen kann es zu Nervenreizungen, Schwindel oder Bewusstlosigkeit kommen. Lassen Sie sich dazu im Vorfeld von Ihrem behandelnden Akupunktur-Therapeuten beraten.

Schwangerschaft: Kann Akupunktur Wehen auslösen?

In der Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung kann Akupunktur zum Einsatz kommen, um beispielsweise für allgemeine Entspannung zu sorgen, Ängste zu lindern oder gegen etwaige Rückenschmerzen vorzugehen. Ob und inwieweit durch Akupunktur Wehen ausgelöst werden, ist wissenschaftlich noch nicht hinreichend erforscht. Jedoch konnte in einer Studie aus Mannheim bei rund 800 Schwangeren die Geburtsdauer durch Akupunktur um etwa 2 Stunden reduziert werden.1

Studienlage zu Akupunktur


Sowohl in der allgemeinen Bevölkerung als auch in Kreisen der Wissenschaft ist die traditionelle chinesische Medizin (TCM) — und somit auch die Akupunktur — ein kontroverses und viel diskutiertes Thema. An der Wirksamkeit der Akupunktur forschen Experten seit vielen Jahrzehnten und oftmals wird in diesem Zusammenhang nicht mehr als ein Placebo-Effekt vermutet.  

Nichtsdestotrotz gibt es einige große Studien, die bereits vor mehreren Jahren in erster Linie bei chronischen Beschwerden, wie zum Beispiel  

zu dem Ergebnis kamen, dass Akupunktur durchaus eine valide Therapiemethode sein könne.2 So wurde beispielsweise gezeigt, dass Akupunktur — in manchen Fällen — wirksamer sei, als eine etwaige Standardtherapie (beispielsweise manuelle Therapie oder Ergotherapie), dass dies auch klinisch relevant sei und somit zum Beispiel zu einer reduzierten Notwendigkeit von Schmerzmitteln beitragen könne.3  

Gut zu wissen: Bedeutung der Akupunkturpunkte

Im Rahmen der GERAC-Studie (German Acupuncture Trials) kamen die Experten zu dem Ergebnis, dass es offenbar nur bei bestimmten Schmerzen relevant ist, den genauen Akupunktur-Punkt mit der Nadel zu treffen. Beispielsweise konnte eine Schmerzlinderung von Betroffenen bei Spannungskopfschmerzen erreicht werden, wenn der richtige Akupunktur-Punkt getroffen wurde. Hingegen war bei Arthrose im Knie oder Schulterschmerzen war der Unterschied in der Schmerzreduktion zu „falsch“ gesetzten Nadeln eher gering.3

Eine weitere Studie, die Ärzte der Universität Jena durchgeführt haben, kam zu dem Schluss, dass Akupunktur eine leicht schmerzlindernde Qualität haben kann, die nicht zwingend mit dem Placebo-Effekt zu erklären ist. Dazu wurden die Studienteilnehmer unter Vollnarkose mit Schmerzreizen konfrontiert, sodass sie davon aktiv nichts mitbekommen konnten. Währenddessen erfassten die Wissenschaftler ihre Gehirntätigkeit, die empirische Daten über die Stärke der körperlichen Schmerzreaktion liefert. Im Anschluss brachten sie Akupunkturnadeln ein und der Schmerzreiz wurde wiederholt. Die gemessenen Schmerzsignale im Gehirn waren dabei geringer als vorher — völlig verhindern konnten die Nadeln den Schmerz jedoch nicht.4  

Trotz der Menge an Studien und oftmals positiven Studienergebnisse, bleibt das Thema Akupunktur weiterhin stark umstritten. Letztlich sehen einige Experten vor allem einen Mangel in der Qualität der meisten bisher durchgeführten Studien. Diese seien entweder  

  • verzerrt (beispielsweise durch Bestätigungsfehler (confirmation bias) der Probanden),  
  • durch zu geringe Teilnehmerzahlen nicht aussagekräftig oder  
  • methodisch fehlerhaft durchgeführt worden.  

Zusätzlich ergab eine Metastudie aus dem Jahr 2020, in der 33 Einzelstudien der letzten Jahre verglichen wurden, dass es keine Rolle spielt, ob Betroffene mit einer Scheinbehandlung oder tatsächlich mit Akupunkturnadeln therapiert werden. In beiden Fällen traten keinerlei Verbesserungen der Schmerzen auf.5  

Gut zu wissen!

Aus Sicht der Wissenschaft kann bereits die ärztliche Zuwendung zu einer Art von Placebo-Effekt führen und für eine Schmerzlinderung und eine Reduzierung der individuell wahrgenommenen Beschwerden sorgen. Dies erschwert die (empirische) Untersuchung der eigentlichen Akupunktur-Therapie zusätzlich.4

Wann übernehmen Krankenkassen die Kosten für Akupunktur?


Obwohl die Studienlage nicht eindeutig ist und wissenschaftliche Unklarheit herrscht, übernehmen die Krankenkassen seit dem Jahr 2007 die Kosten für eine Akupunkturbehandlung — jedoch nur, wenn ein Arzt sie zur Linderung von chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule (LWS) oder bei Gelenkarthrose per Rezept verordnet.6 Die Kosten für einen Heilpraktiker werden häufig nicht übernommen. Zudem müssen die Schmerzen (etwa durch einen Bandscheibenvorfall) seit mindestens einem halben Jahr bestehen.  

Der Facharzt, an den der Hausarzt überweist, sollte eine Zusatzausbildung in Akupunktur vorweisen können. Üblicherweise werden die Kosten für zehn Akupunktursitzungen (innerhalb von sechs Wochen) übernommen, im begründeten Einzelfall auch für fünf weitere (innerhalb von zwölf Wochen). Nach Abschluss der Behandlung sind weitere Therapiesitzungen, die die Krankversicherung bezahlt, erst nach frühestens zwölf Monaten möglich.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Akupunktur?


Was ist Akupunktur?

Akupunktur ist ein Therapieverfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), bei dem sehr dünne, sterile Nadeln an bestimmten Punkten am Körper in die Haut eingebracht werden. Diese Punkte sollen auf den Leitbahnen des Qi (auch Meridiane genannt) liegen und Körperfunktionen beeinflussen. Die Stimulation jener Akupunkturpunkte soll sich positiv auf den körpereigenen Energiefluss auswirken.

Was passiert bei einer Akupunktursitzung?

Nach einem Anamnese-Gespräch zur Krankheitsgeschichte und den individuellen Beschwerden, entkleidet der Patient den betreffenden Bereich (sofern nötig) und legt sich auf eine Liege. Der Therapeut bringt im Anschluss die Nadeln ein, die dann für mehrere Minuten in der Haut bleiben. Nach dem Entfernen der Nadeln folgt üblicherweise eine kurze Ruhephase.

Ist Akupunktur schmerzhaft?

Nein, wirklich schmerzhaft ist Akupunktur nicht. In der Regel ist ein kurzer Einstich zu spüren, dieser leichte Schmerz hält jedoch nicht an. Üblicher ist ein Gefühl von Wärme, ein Kribbeln oder ein leichtes Ziehen an der Einstichstelle.

Welche Risiken gibt es bei Akupunktur?

Wird die Akupunktur von erfahrenen Therapeuten ausgeführt, sind Risiken und Nebenwirkungen eher unwahrscheinlich. Dennoch kann es zum Teil zu leichten Blutungen, Blutergüssen, Schmerzen am Einstich, Hautrötungen oder Müdigkeit kommen. Sehr selten sind Nervenreizungen, Schwindel oder Bewusstlosigkeit.

Wie ist die Studienlage zum Thema Akupunktur?

In der Wissenschaft ist die Akupunktur ein umstrittenes und viel diskutiertes Thema. Einige Studien kommen zwar zu positiven Ergebnissen in Bezug auf die Wirksamkeit von Akupunktur — diese Studien werden von Experten jedoch oftmals kritisiert für ihre mangelnde methodische Qualität oder empirische Fehler in der Auswertung. Zudem ergab etwa eine Metastudie aus dem Jahr 2020 (es wurden 33 Einzelstudien verglichen), dass es keine Rolle spielt, ob Patienten mit einer Scheinbehandlung oder mit Akupunktur behandelt werden.4

Werden die Kosten für Akupunktur übernommen?

Trotz der uneindeutigen Studienlage übernehmen Krankenkassen seit 2007 die Kosten für Akupunkturbehandlungen. Allerdings nur, wenn diese zur Therapie chronischer Schmerzen der Lendenwirbelsäule (LWS) oder bei Gelenkarthrose vom Arzt verschrieben werden.5

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Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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