Die Halswirbelsäule – beweglich, aber höchst empfindlich


Unter dem HWS-Syndrom werden all diejenigen Beschwerden zusammengefasst, die von der Halswirbelsäule ausgehen und deren Schmerzen bis in andere Körperbereiche wie Kopf, unterer Rücken oder Arme ausstrahlen.

Was ist ein Syndrom?

In der Medizin und Psychologie wird das Wort „Syndrom“ verwendet, wenn eine Gruppe von Symptomen, eine Gruppe charakteristischer Krankheitszeichen, gleichzeitig auftritt. Verschiedene Krankheiten können Ursache für einen solchen Symptomenkomplex sein. „Syndrom“ ist also nicht gleichbedeutend mit dem Wort „Krankheit“. Damit ist die Störung einer Organfunktion, der Psyche oder des gesamten Organismus gemeint.

Sieben Halswirbel (Zervikalwirbel) zwischen Kopf und Brustwirbelsäule bilden die Halswirbelsäule. Durch Dauerbelastung in Beruf und Alltag ist sie die Schwachstelle der Wirbelsäule: Eine falsche Körperhaltung, einseitige Arbeitsbelastungen wie Überkopfarbeiten , die häufig in Handwerksberufen und auf Baustellen anfallen, oder langes Sitzen vor dem Computer führen dazu, dass die Halswirbelsäule stark beansprucht wird.

Das HWS-Syndrom ist ein Sammelbegriff für Krankheitssymptome, die von der Nacken-Schulter-Arm-Partie ausgehen. Als Ursache für ein HWS-Syndrom kommen beispielsweise infrage:

  • eine hohe Belastung und Abnutzung der Wirbelkörpergelenke,
  • Muskelverspannungen,
  • Entzündungen durch eine rheumatische Erkrankung oder eine akute Infektion
  • Verletzungen wie Schleudertraumata infolge von Auffahrunfällen

Die Folgen: Die Halswirbelsäule ist nicht mehr so gut beweglich, die Wirbelkörper drücken auf die Nervenwurzeln im Bereich der Halswirbelsäule und die Blutzufuhr wird behindert. So verschieden die Ursachen sind, so vielschichtig sind daher auch die Symptome, die beim HWS-Syndrom auftreten können.

Häufige Symptome des HWS-Syndroms


Das HWS-Syndrom ist ein Krankheitsbild mit vielen Gesichtern. Verschiedene Symptome liegen gleichzeitig vor. Zu den häufigsten Beschwerden gehören eine versteifte Muskulatur sowie Hals- Nacken- und Kopfschmerzen mit austrahlenden Schmerzen in andere Körperregionen. Die Schmerzen können sich verstärken, wenn Betroffene bestimmte Bewegungen ausführen, den Kopf beispielsweise drehen, neigen oder schräg kippen.

Symptome des HWS-Syndroms auf einen Blick:

  • Hals- oder Nackenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • schmerzhafte Ausstrahlungen (Arme, Schultergürtel, Schulterblattbereich)
  • Schwindel
  • Sehstörungen
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • verhärtete Muskeln
  • Empfindungsstörungen wie Taubheits- oder Kribbelgefühle in Fingern und Armen
  • gestörter Nachtschlaf
  • Schluckbeschwerden

HWS-Syndrom und Kopfschmerzen: Verspannungen der Hals-Nacken-Muskulatur als Ursache


Verkrampfen die Muskeln im Nackenbereich, werden häufig Nerven eingeklemmt, die im Kopfbereich enden. Bei einem HWS-Syndrom sind meist Kopfschmerzen die Folge. Die schmerzleitenden Nerven werden übermäßig sensibilisiert und Schmerzschwelle sowie -toleranz sinken. Meist beginnen die Kopfschmerzen bei einem HWS-Syndrom im Bereich des Nackens. Dabei kann sich der Schmerz unterschiedlich äußern:

  • Entweder wandern die ziehenden Schmerzen vom Nacken über den Hinterkopf nach oben oder
  • die stechenden Schmerzen befinden sich auf Höhe des zweiten Halswirbels beziehungsweise am Hinterkopf.

Bei einem chronischen Krankheitsverlauf des HWS-Syndroms treten die Kopfschmerzen regelmäßig auf. Die Schmerzen sind häufig so intensiv und schmerzhaft, dass den Betroffenen übel wird oder sie sogar erbrechen müssen.

Was bei einem HWS-Syndrom und Kopfschmerzen helfen kann


Alle Bewegungen des Kopfes werden von der Halswirbelsäule aus durchgeführt. Um diesen wichtigen Teil Ihres Körpers beweglich zu halten und einem HWS-Syndrom mit Kopfschmerzen vorzubeugen, helfen Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Halswirbelsäule:

  • Setzen Sie sich aufrecht hin. Drehen Sie den Kopf sanft nach links und nicken Sie mehrmals. Dann das gleiche mit der anderen Seite: Den Kopf nach rechts drehen und nicken.
  • Das kräftigt: Eine Hand auf die Stirn legen und bei gestrecktem Nacken zehn Sekunden dagegen drücken. Lockerlassen und die Übung wiederholen.
  • Und zum Schluss noch eine Übung zur Dehnung: Neigen Sie den Kopf nach rechts. Nun mit der rechten Hand über den Kopf greifen und auf der linken Schläfe ablegen. Versuchen Sie, den Kopf noch weiter nach rechts zu neigen, natürlich nur soweit, wie es für Sie schmerzfrei möglich ist. Spüren Sie die Dehnung in der linken Nackenmuskulatur? Diese Position halten Sie bitte auf jeder Seite für 30 Sekunden.

Weitere Übungen zur guten Körperhaltung können helfen, Muskeln und Nerven gesund zu halten.

Permantenes Piepen im Ohr: HWS-Syndrom und Tinnitus


Es pfeift, piept oder brummt im Ohr: Betroffene empfinden Ohrgeräusche in der Regel als unangenehm und belastend. Was viele nicht wissen: Beschwerden an der Halswirbelsäule können Auslöser für neurologische Beschwerden wie Tinnitus und Schwindel sein.

Mechanismen, die bei einem HWS-Syndrom Tinnitus oder Schwindel auslösen


Nervenbahnen verbinden die oberen Gelenke der Halswirbelsäule mit den Hirnnervenkernen. Von dieser „Schaltzentrale“ gehen die Fasern des Hör- und Gleichgewichtsnervs aus. Wichtig ist, dass die Hirnnervenkerne des Hör- und Gleichgewichtsnervs gut durchblutet werden. Verantwortlich hierfür sind die Arterien der Wirbelsäule, die im Bereich der Halswirbelsäule durch deren Querfortsätze verlaufen.

Die Hirnnervenkerne selbst werden über Äste der Wirbelsäulenarterie mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Gerät die Blutversorgung aus dem Gleichgewicht – beispielsweise bei Verschleißerscheinungen, Überkopfarbeiten oder schnellen Kopfwendungen im Rahmen eines HWS-Syndroms – kann es zu einer Mangelversorgung des Gehirns mit Blut und dadurch auch zu einem Sauerstoffmangel kommen. Er wiederum begünstigt die Entstehung eines Tinnitus oder verstärkt bereits vorhandene Ohrgeräusche. Unter Umständen ist auch eine hohe Muskelspannung der Halswirbelsäule für die Beschwerden verantwortlich, zum Beispiel nach einem Schleudertrauma.

Wenn die Augen flimmern – HWS-Syndrom und Sehstörungen


Werden bestimmte Nerven, die auch Verbindungen zum Auge haben, und empfindliche Gefäße im Bereich des Halses eingeengt oder eingeklemmt, gerät die Durchblutung ins Stocken. Die Durchblutungsstörung kann bei einem HWS-Syndrom Sehprobleme auslösen. Diese zeigen sich recht unterschiedlich, beispielsweise durch auftretende Lichtblitze oder eine geminderte Sehschärfe.

Empfehlung: Arzt hinzuziehen


Prinzipiell ist es ratsam, bei einem Arztbesuch abklären zu lassen, ob das HWS-Syndrom und Schwindel, Tinnitus sowie Sehstörungen wirklich in direktem Zusammenhang stehen, oder ob andere Ursachen beziehungsweise Krankheiten die Symptome auslösen. In Abhängigkeit der gestellten Diagnose wird der Arzt eine geeignete Behandlungsmethode wählen.

Zur Auswahl stehen zum Beispiel:

  • Krafttraining
  • Wärmetherapie
  • Medikamente

Der Arzt wird mit Ihnen besprechen, welcher Therapieansatz für Ihren individuellen Fall am zielführendsten ist.

Experteninterview mit Sebastian Kästle

Heilpraktiker und Osteopath in München

Experteninterview mit Sebastian Kästle Bild von Sebastian Kästle

Welchen Rat geben Sie Ihren Patienten, um Rückenbeschwerden in den Griff zu bekommen?

„Jeder Patient muss auch selbst aktiv werden und etwas für seinen Rücken tun! Dazu zählt zum Beispiel die Ergonomie am Arbeitsplatz. Auch ein ausgleichendes Bewegungsprogramm spielt bei der Therapie des Beschwerdebildes eine wichtige Rolle. Bei Rückenschmerzen sollte unbedingt zur genaueren Abklärung ein Arzt oder Heilpraktiker aufgesucht werden.“

Auf welche homöopathischen Wirkstoffe setzen Sie bei der Behandlung?

„Neben einem ganzheitlich osteopathischen Behandlungsansatz verordne ich unterstützend häufig ein homöopathisches Komplexmittel. Es enthält einen einzigartigen, nachhaltigen Wirkkomplex aus 6 Mineralstoffen (Kieselsäure, Zink, Eisen(III)-phosphat und ein wertvolles Calcium-Trio). Insbesondere die darin enthaltene Kieselsäure (Acidum Silicium) und das Kalziumfluorid (Calcium fluoratum) wirken positiv auf das Fasziengewebe, das bei Schmerzzuständen oft stark verklebt ist.“

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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